Betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM) des Kantons Graubünden

Die Ansätze kommen gut an, an den Details gibt es Kritik

Mit dem Mobilitätsmanagement der kantonalen Verwaltung betont die Bündner Regierung ihre Vorbildfunktion beim Umweltschutz. Aktivist Gabriel Reiber führt aus, inwiefern die Klimabewegung dies zu schätzen weiss.

von Daria Joos 

Die Bündner Klimabewegung äussert sich seit ihren Anfängen im Jahr 2019 stets kritisch gegenüber politischen Institutionen. Appelle an die Entscheidungsträgerinnen und -träger schallen jeweils mit einem vorwurfsvollen Unterton durch die Strassen: «Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!» oder auch: «Streik in der Schule, Streik in der Fabrik – das ist uns’re Antwort auf eure Politik!» So tönte es zuletzt an der Klimademonstration vom 24. Juni durch die Churer Altstadt. 

Einige Wochen, nachdem die Politik erneut zum Handeln aufgerufen worden ist, teilt die Bündner Regierung mit, den CO₂-Ausstoss der kantonalen Fahrzeugflotte zu reduzieren. Ein betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM) soll die Mitarbeitenden der Verwaltung zu klimafreundlicher Mobilität motivieren. Die Strategie zeigt die Bemühung der Exekutive auf, für einen Teil der Emissionen der Verwaltung Verantwortung zu übernehmen. 

Tatsächlich sind die lokalen Klimaaktivistinnen und -aktivisten mit diesen Massnahmen mehr oder weniger zufrieden, wie Gabriel Reiber vom Bündner Klimastreik sagt. Entscheidend sei insbesondere, dass es nicht nur um eine Umstellung auf Elektroautos gehe, sondern um grundsätzlich weniger Fahrzeuge. Der Grafiker ergänzt jedoch: «Es ist wie immer: Es müsste schneller gehen.» Es handle sich ja lediglich um die Kantonsverwaltung und lediglich um eine Halbierung der Emissionen. Reiber ist überzeugt: «Das müsste man auf null bringen.» Und zwar noch vor 2028. 

Die Regierung habe die «richtigen Tendenzen», so Reiber. «Auf der anderen Seite trifft sie Entscheidungen bezüglich Mobilität, die gegen jegliche Klimaschutzprinzipien verstossen.» Konkret nennt er den Bau der St.-Luzi-Brücke bei Chur. Auch weitere Strassenbauprojekte seien aus heutiger Sicht «total unsinnig». «Der gute Wille ist schon da», schliesst Reiber. «Aber vielleicht gerade in Bereichen, wo der Kanton einfach zeigen kann, wie vorbildlich er ist.» 

Vorbild reicht nicht

Vorbildlich ist ein wichtiges Stichwort. Denn genau dies will der Kanton sein – beziehungsweise ist er laut einer Medienmitteilung zum BMM bereits. Die neuen Massnahmen sollen nun private Unternehmen zur Abkehr vom motorisierten Individualverkehr bewegen – wofür sie zudem finanziell unterstützt werden. Dies sieht der Aktionsplan Green Deal vor, dessen erste Etappe das Bündner Parlament in seiner Oktobersession beschlossen hat. 

Reiber betrachtet diese Strategie kritisch: «Es reicht nicht, wenn man den Unternehmen Geld gibt, um die Mobilität umzustellen. Es muss ungemütlich werden, Auto zu fahren.» Der Kanton müsse eine Vorbildfunktion einnehmen für Private. «Aber es wird nicht reichen.» Bereits früher hatte die Klimabewegung den Green Deal kritisiert und strengere Massnahmen gefordert.

Alle Sektoren zusammen

Sowohl der Kanton als auch die Klimabewegung scheinen sich bewusst zu sein, dass das BMM der Verwaltung nur einen Bruchteil des Bündner CO₂-Ausstosses mindern wird. Trotzdem sind beide Parteien überzeugt, dass eine Verhaltensänderung gerade bei der Mobilität wichtig ist. So betont die Regierung in der Medienmitteilung, dass schliesslich rund 30 Prozent der CO₂-Emissionen der Schweiz auf den Verkehr zurückzuführen seien. 

Dies bekräftigt Reiber, fügt aber an, dass auch andere entscheidende Sektoren wie der Gebäudepark und die industrielle Produktion von Konsumgütern angegangen werden müssten. «Man muss eben alles gleichzeitig machen», sagt der Aktivist. «Denn so viel Zeit haben wir auch nicht mehr.» Darum geht die Klimabewegung am 9. September auch wieder auf die Strasse. Passenderweise mit einer Velodemo zum Thema Verkehrswende.

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