Das Auto hat in unseren Städten ausgedient
Von Simon Gredig, Geschäftsführer Pro Velo Graubünden und Vorstandsmitglied VCS Graubünden
Mobilität ist die zentrale Funktion unseres städtischen Strassenraums. Er dient dazu, dass wir uns innerhalb der Stadt von A nach B bewegen können, also von zu Hause zur Arbeit, zum Einkaufen, zur Erholung, zum Flanieren. Damit erfüllt er automatisch auch eine zweite Funktion: Er dient als Begegnungsraum: Menschen zu Fuss, mit dem Rollator, einem Trottinet, einem Rollstuhl oder mit dem Velo begegnen sich darin.
Seit dem Aufkommen des Automobils anfangs des 20. Jahrhunderts begegnen sich jedoch nicht mehr alle Menschen: Wer in der Stadt mit dem Auto unterwegs ist, verschliesst sich solchen Begegnungen. Doch die innerstädtische Fortbewegung mit dem Auto verhindert nicht nur menschliche Begegnungen. Sie schafft in erster Linie zahlreiche Probleme für die Allgemeinheit:
Die Verkehrsinfrastruktur nimmt schweizweit ca 1/3 der gesamten Siedlungsfläche ein. 90 Prozent dieser Fläche werden vom Strassenverkehr belegt, wovon der Grossteil zu Lasten des Automobils geht. Dieser Platz fehlt dann allen anderen Nutzungen, wie dem Fuss- und Veloverkehr, den Grünflächen oder Aussensitzplätzen. Und was machen unsere Autos 95 % der Zeit? Sie stehen rum …
Der Autoverkehr benötigt nicht nur Platz, sondern macht auch Lärm: 1.1 Millionen Menschen in der Schweiz leben über dem vom Bund festgelegten Lärmgrenzwert – wegen des Autos. Besonders betroffen sind städtische Gebiete, man denke an unsere Autobahn, die Masanser- oder Kasernenstrasse.
Und all das benötigt Energie: 38 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in der Schweiz gehen auf das Konto des Verkehrs – der Grossteil davon wird von Automobilen verbraucht, die für den Transport einer einzelnen Person zwei Tonnen Blech bewegen müssen.
Kurzum: Das Automobil hat in unseren Städten ausgedient. Warten wir nicht, bis das letzte Stück Grün in unserer Stadt versiegelt wurde. Lasst uns vorausgehen und den Weg hin zu einer lebenswerten Stadt einschlagen.