Freitag, 11. Februar 2022 in der Südostschweiz und Bündner Tagblatt
Leise Kritik an Churer Konzept
Das Konzept zur Stadtentwicklung in Chur vermag das Netzwerk «Chur mitgestalten» nicht gänzlich zu überzeugen.
Am Montag hat die Churer Stadträtin Sandra Maissen den Medien die Endfassung des Churer Stadtentwicklungskonzepts vorgestellt (Ausgabe vom Dienstag). Dieses soll die Leitplanken dafür setzen, wie sich die Stadt bis 2050 weiterentwickeln soll.
Genau zu Gemüte geführt hat sich das Endprodukt das Netzwerk «Chur mitgestalten», welches aus linken Parteien, Umwelt- und Klimaschutzorganisationen, Pro Velo Graubünden und der Interessensgemeinschaft für lebendige Wohn- und Stadträume besteht. Das Netzwerk hatte in der Vernehmlassung im letzten Sommer bereits an zahlreichen Stellen kritische Anmerkungen eingebracht. Nun hat es sich erneut zu Wort gemeldet. Und es findet nun doch auch Lob für das Konzept. Es sei wichtig, dass das Hauptanliegen des Netzwerkes aufgenommen wurde: Die bessere Mitwirkung der Bevölkerung. Positiv hebt das Netzwerk auch hervor, dass die Anmerkungen zum Thema Verkehrssicherheit und Lärmschutz eingeflossen sind. Diesen Anliegen soll nun gemäss Konzept «hohe Priorität» eingeräumt werden. Das funktioniert aus Sicht des Netwerks aber nur, wenn entsprechende Massnahmen umgesetzt werden. Konkret: Keine zusätzlichen Verkehrsflächen für das Auto, kein Ausweichverkehr durch Wohnquartiere, flächendeckendes Tempo 30, lärmsanierte Hauptverkehrsachsen und attraktive Veloverbindungen.
Netzwerk sieht Widerspruch
In manchen Punkten üben die Beteiligten weiterhin Kritik: «Ein zentraler Widerspruch bleibt im Konzept leider bestehen: Die Bevölkerung nimmt in Chur gemäss Prognose von Bund und Kanton bis 2050 auf 41 300 Menschen zu.» Der Stadtrat ziele jedoch auf eine Stadt mit bis zu 57 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ab. «Das Netzwerk fordert hier eine sachlich fundierte Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen einer wachsenden Stadt. Die Herausforderungen von Verdichtung, Verkehrszunahme, Freiraummangel und bezahlbarem Wohnraum werden dadurch stark akzentuiert.»
Auch die Klimakrise komme im Konzept weiter zu kurz, auch wenn sie etwas mehr Raum als in der vorherigen Version erhalte. Denn konkrete Handlungsanweisungen würden weiterhin fehlen. (kup)