Medienmitteilung des Netzwerkes «Chur mitgestalten»

Kreiselneubau Masans: Ignoriert die Stadt ihre eigenen Ziele?

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Die Stadt Chur plant an der Masanserstrasse einen neuen Kreisel. Dieser soll die Verkehrssicherheit erhöhen, wird aber vor allem eines bewirken: Mehr Velounfälle bei ungelösten Problemen mit Stadtbus und Schleichverkehr. Zudem schafft er vorzeitig Fakten hinsichtlich einer qualitätsvollen Arealentwicklung Rückenbrecher. Wir fordern einen Zwischenhalt.

Aktuell liegt ein Bauprojekt auf, welches beim genauen Hinsehen stutzig macht: ein überdimensionierter Kreisel an der Kreuzung Masanserstrasse/Scalärastrasse.

Wo bleibt die Gesamtsicht? Die Stadt Chur hat vor einigen Monaten ein neues Stadtentwicklungskonzept (STEK 2050) vorgestellt, die definitive Fassung lässt noch auf sich warten. Das STEK 2050 gibt die Stossrichtung der künftigen Stadtentwicklung vor. In Bezug auf die Mobilität werden «ein sicheres und stadtgerechtes Verkehrssystem», «die prioritäre Behandlung effizienter und nachhaltiger Verkehrsformen» sowie «eine hohe Stadt- und Lebensqualität» angestrebt. Dem frühzeitigen Einbezug der Bevölkerung in der Planung wird grosse Bedeutung zugeschrieben.

Wo bleiben diese Grundsätze? Für die Verkehrssicherheit insbesondere für Velofahrende bedeutet der geplante Kreisel nämlich eine deutliche Verschlechterung (siehe Kasten). Der Stadtbus wird weiterhin nicht ausreichend priorisiert, da er den Kreisel gemeinsam mit den im Stau stehenden Autos passieren muss. Das Problem des Schleichverkehrs durch das Loëquartier wird nicht gelöst, vielmehr ist gar Mehrverkehr zu befürchten. Wie soll die Stadt an Lebensqualität gewinnen, wenn Schritt für Schritt die Einfallsachsen ausgebaut werden und die Innenstadt mit noch mehr Individualverkehr geflutet wird? Wie soll Chur so klimaverträglich werden?

Der Kreiselneubau liegt zudem in Sichtdistanz zum historischen Haus zur Kante und am Rande des Entwicklungsgebiets Rückenbrechers. Anstatt die Bevölkerung und Interessensgruppen frühzeitig in die Arealplanung dieses für Masans und stadtweit bedeutsame Gebiet einzubeziehen, werden mit dem Kreiselprojekt vorzeitig Fakten geschaffen. Für mehr Individualverkehr, mehr versiegelte Fläche, mehr Agglomerations-Flair. Gegen eine zukunftsgerichtete, qualitätsvolle Gestaltung.

Wir fordern die Sistierung dieses Kreiselprojekts. Wir fordern einen Zwischenhalt zugunsten einer Gesamtkonzeption der städtischen Verkehrsentwicklung, und zugunsten einer ganzheitlichen Arealentwicklung am Rückenbrecher. Wir fordern den frühzeitigen Einbezug der Bevölkerung.
 

Quelle: Medienmitteilung des Netzwerkes "Chur mitgestalten" am 21.01.2022 (PDF)

Kasten 1: Sicherheit für Velofahrende in den Churer Kreiseln

Die Unfallstatistik des ASTRA ist eindeutig: Die Unfallschwerpunkte in Chur sind die Kreisel. Insbesondere für Velofahrende ist die Gefahr gross. Sowohl beim Einspuren in der Zufahrt zum Kreisel wie auch bei der Durchfahrt des Kreisels kommt es zu gefährlichen Situationen. An verkehrsreichen Stellen ist das Risiko für Kollisionen besonders hoch. Beim bisherigen Einbieger mit Beschleunigungsspur an der Masanserstrasse hingegen ist bisher nur ein einziger Velounfall registriert.

 

Kasten 2: Einfache und kostengünstige Alternativlösung

Besteht ein dringlicher Handlungsbedarf an dieser Kreuzung? Dann wäre der Rückbau der bestehenden Beschleunigungsspur und die Ausgestaltung des Knotens als einfache T-Kreuzung einfach machbar. Weil damit das Einbiegen in die Masanserstrasse von der Scalärastrasse wesentlich erschwert wird, vermindert diese Lösung den Schleichverkehr via Loëstrasse massiv. Dies hat nebst der Verkehrssicherheit vor allem positive Auswirkungen auf die Lebensqualität der Anwohner:innen an der Loëstrasse.

Die Priorisierung des Busverkehrs über die im Stau stehenden Autos kann mit einer Busschleuse realisiert werden: Die Busspur stadtauswärts mit zugelassenem Velo wird bis vor das «Haus zur Kante» verlängert. Dort ermöglicht eine Lichtsignalanlage mit Busbevorzugung ein staufreies passieren der Engstelle. Zusätzlich wird Stadtauswärts ein Velostreifen markiert, der den Velofahrenden freie Fahrt auch bei Stau ermöglicht.
 

Links: STEK Chur 2050, Auflageprojekt, Unfallstatistik Velo ASTRA

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